Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Landminen-Monitor 2021

Minen und andere Waffen
Deutschland

Der Landminen-Monitor 2021 meldet das sechste Jahr in Folge eine sehr hohe Zahl von Opfern durch Landminen, explosiven Kriegsresten und selbstgebauten Minen.

Eine junge Frau in blauer Entminungs- Schutzkleidung kniet auf dem Boden und arbeitet

HI entmint unter anderem auch in Kolumbien. Jennifer Diaz muss äußerst vorsichtig sein | © Till Mayer_HI

Für das Jahr 2020 verzeichnet der Monitor 7.073 Opfer. Dies ist ein Anstieg um 21% gegenüber dem Vorjahr. 80% der Opfer sind Zivilist*innen. Die meisten getöteten oder verletzten Menschen wurden in Syrien und Afghanistan erfasst. Insgesamt gab es Minenopfer in 50 Ländern. Für den Kampf gegen Landminen erhielt Handicap International zusammen mit anderen Organisationen den Friedensnobelpreis. Wir fordern die Staatengemeinschaft zu mehr Engagement auf. Anlässlich der jährlichen Konferenz zum Minen-Verbotsvertrag vom 15. bis 19. November in Den Haag müsse das humanitäre Völkerrecht durchgesetzt und der Druck auf Konfliktparteien erhöht werden, um so den Einsatz dieser grausamen Waffen zu beenden. Wir weisen außerdem darauf hin, dass die Corona-Pandemie Entminungsaktionen, Risikoaufklärung und die Behandlung von Minenopfern stark eingeschränkt hat.

Die internationale Landminenkampagne erstellt jährlich den Landminen-Monitor und bewertet die Umsetzung der Ottawa-Konvention. Diese verbietet den Einsatz, die Herstellung, die Weitergabe und die Lagerung von Antipersonen-Minen. Der Bericht umfasst die Zahlen für das Kalenderjahr 2020 und enthält teilweise Informationen bis Oktober 2021. Der Monitor zeigt, dass die Zahlen weiter angestiegen sind. 2020 gab es 19 Opfer pro Tag. Insgesamt wurden fast 1.900 Kinder und Jugendliche getötet oder verletzt. Die Dunkelziffer liegt aber vermutlich noch weit darüber, da die Zahlen in vielen Staaten und Gebieten nur schwer erfasst werden können. Besonders viele Vorfälle registrierten die Expert*innen in folgenden Ländern: In Syrien, (2.729), Afghanistan (1.474), Mali (368), Jemen (350), Myanmar (280), Ukraine (277), Nigeria (226), Kolumbien (167), Irak (161) und Burkina Faso (111).

Neuer Einsatz von Minen in mindestens sechs Ländern

„Wir sind zutiefst besorgt, dass die Zahl der Minenopfer das sechste Jahr in Folge außergewöhnlich hoch ist“, sagt Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland. „Dies ist vor allem auf die aktuellen Konflikte und den intensiven Einsatz von improvisierten Minen zurückzuführen. Dies bedeutet, dass viele Gebiete neu verseucht wurden und langwierige komplexe Räumungsmaßnahmen erforderlich sind“, so Fischer weiter.

Der Landminen-Monitor bestätigt Einsätze von Landminen durch Regierungstruppen in Myanmar zwischen Mitte 2020 und Oktober 2021. Im gleichen Zeitraum wurde darüber hinaus in mindestens sechs Ländern der Einsatz von Landminen durch nichtstaatliche bewaffnete Gruppen festgestellt: Afghanistan, Kolumbien, Indien, Myanmar, Nigeria und Pakistan.

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf humanitäre Minenaktion

Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie hatten im Jahr 2020 schwerwiegende Auswirkungen auf die humanitäre Minenaktion. Durch zahlreiche pandemiebedingte Einschränkungen konnten Minenüberlebende viele Rehabilitations- und Sozialleistungen nicht in Anspruch nehmen. Die Minenräumung wurde zeitweise ausgesetzt, ebenso wie die Risikoaufklärung.

„Die Vertragsstaaten der Ottawa-Konvention haben sich das Ziel gesetzt, bis 2025 eine minenfreie Welt zu erreichen – dies wird nur gelingen, wenn alle Staaten ihr Engagement im Kampf gegen Landminen erhöhen", so Eva Maria Fischer.

Die Ottawa-Konvention

Die Ottawa-Konvention verbietet den Erwerb, die Herstellung, die Lagerung, den Handel und den Einsatz von Antipersonen-Minen. Der Vertrag wurde am 3. Dezember 1997 zur Unterzeichnung aufgelegt und trat am 1. März 1999 in Kraft. Insgesamt sind 164 Staaten dem Vertrag beigetreten, ein Staat (die Marshallinseln) hat den Vertrag zwar unterzeichnet, aber nicht ratifiziert.

 

Den gesamten Landminen-Monitor auf englischer Sprache finden Sie hier.
Hier ist das Faktenblatt auf Deutsch zu finden.

9 November 2021
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Emilie erhielt 1982 eine der allerersten Prothesen von HI – Sie veränderte ihr Leben
© Hi / © MKE Production / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Emilie erhielt 1982 eine der allerersten Prothesen von HI – Sie veränderte ihr Leben

Als ihre Familie vor dem Krieg in Kambodscha floh, trat Emilie Pin Vath auf eine Antipersonen-Mine und verlor ihren linken Fuß. Im Flüchtlingslager Lager Khao I Dang bekam sie eine Prothese aus Bambus und konnte so sechs Monate nach dem Unfall wieder auf zwei Füßen stehen. Heute lebt Emilie in Frankreich, träumt aber davon in ihre Heimat zurückzukehren. 

8 Jahre Krieg im Jemen: Eine humanitäre Katastrophe
© B. Van Maele _ HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

8 Jahre Krieg im Jemen: Eine humanitäre Katastrophe

Ein weiteres Jahr leidet vor allem die Zivilbevölkerung unter der Gewalt im Jemen. Die langfristigen humanitären Folgen des jahrelangen massiven Bomben- und Granatenbeschusses in Wohnvierteln sind erschreckend. Unzählige explosive Blindgänger beeinträchtigen das tägliche Leben, die Entwicklung und den Wiederaufbau des Landes. Zu den Opfern zählen immer wieder Kinder, wie etwa der 12-jährige Zaid.

Kinder durch Minen und Sprengfallen besonders gefährdet - Aufklärung in Schulen
© R.Crews / HI
Minen und andere Waffen

Kinder durch Minen und Sprengfallen besonders gefährdet - Aufklärung in Schulen

Sprengfallen, Minen und explosive Kriegsreste bedrohen das Leben vieler Menschen in der Ukraine. Besonders Kinder und Geflüchtete, die wieder in ihre Gemeinden zurückkehren, sind sich oft der tödlichen Gefahr nicht bewusst. Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) hat in mehreren Städten begonnen, vor allem Kinder in Schulen aufzuklären und vor Explosionen und Blindgängern zu warnen.