Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Maryam steht wieder auf eigenen Beinen

Minen und andere Waffen
Jordanien

Über eine Million Menschen wurden im Krieg in Syrien verletzt. Eine von ihnen ist Maryam. Als sie mit ihrer Familie auf dem Markt war, zerschmetterte eine gewaltige Explosion ihr rechtes Bein. Um das Leben des Mädchens zu retten, musste das Bein amputiert werden. Ihr Vater floh daraufhin mit Maryam und ihrer Mutter nach Irbid in Jordanien, um Hilfe für das Mädchen zu suchen. Er fand sie bei Handicap International.

Physiotherapeutin Saud Shehadeh hilft Maryam beim Ansetzen ihrer Prothese.

Physiotherapeutin Saud Shehadeh hilft Maryam beim Ansetzen ihrer Prothese. | © Molly Feltner

Maryams Heimat in Rauch gehüllt

Es ist ein Tag im Juli 2013, als eine Bombe der damals Zehnjährigen das rechte Bein nimmt. Maryams Vater Mahmoud, der zum Arbeiten in Jordanien ist, sieht die Bilder des Angriffs im Fernsehen. Mit Schrecken erkennt er seine Heimat, den in schwarzen Rauch gehüllten Marktplatz, die panisch umherlaufenden Menschen – wollte nicht auch seine Familie heute auf dem Markt einkaufen gehen?
Sofort macht sich Mahmoud auf den Weg nach Hause. Als er endlich in Syrien ankommt, werden seine Befürchtungen wahr: Seine Mutter ist tot und seine Frau und Tochter sind schwer verletzt.

Nach längerer Suche findet er sie in verschiedenen Krankenhäusern. Maryam musste der rechte Unterschenkel amputiert werden und seine Frau erlitt einen Schädelbruch, ein Granatsplitter steckte in ihrem Auge. Als die beiden schließlich aus dem Krankenhaus entlassen werden, ist seine Frau auf einem Auge blind. Dennoch findet sie recht schnell zurück in ihr altes Leben – im Gegensatz zu Maryam. Ihr rechter Unterschenkel und Fuß sind fort, sie kann nicht mehr alleine aufstehen, geschweige denn laufen oder mit Gleichaltrigen spielen. Mit Sorge beobachten Maryams Eltern, wie sich ihre einst so fröhliche Tochter immer mehr in sich zurückzieht. Ihnen ist klar: Ihre Tochter benötigt schnellstens professionelle Hilfe, weshalb sie sich zur Flucht nach Irbid in Jordanien entschließen.

Spenden halfen Maryam zurück ins Leben

Zum Glück für Maryam, denn Irbid ist eine von fünf Städten in Jordanien, in denen Handicap International Anlaufstellen für Menschen mit Behinderung einrichtete. Nur fünf Monate nach ihrer Amputation tanzt Maryam aufrecht auf der Einweihungsfeier unseres neuen Rehabilitationszentrums in Irbid. Sie lacht und sprüht vor Lebensfreude, denn ihre Prothese konnte ihr Dank der Spenden angepasst werden.

 

Mit einer Prothese allein ist es jedoch nicht getan. Großer Dank gebührt auch der HI-Physiotherapeutin Saud Shehadeh. Sie besuchte Maryam einmal wöchentlich in ihrem Zuhause, um mit ihr zu trainieren. Zuerst wurde das Anlegen der Prothese geübt, dann das Aufstehen und schließlich das aufrechte Gehen am Barren. Heute kann Maryam ohne Hilfe laufen.

 

9 März 2020
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Mutige irakische Frauen räumen Minen in ihrer Heimat
© N. Mandalawi / HI
Minen und andere Waffen

Mutige irakische Frauen räumen Minen in ihrer Heimat

In unserem Minen-Räumungsteam in Baiji arbeiten zwei starke Frauen mit – trotz aller Vorbehalte, dass das angeblich Männerarbeit sei und trotz aller Sorge ihrer Familien, dass ihnen etwas passieren könnte. Beide haben erlebt, wie eine Freundin bzw. eine Verwandte ihre Beine verloren haben, als sie auf eine Mine traten – das motiviert Istabraq und Mawj, diese gefährliche Arbeit auszuführen.

Streubomben-Monitor 2023: Viel mehr Opfer
© Z. Johnson / HI
Minen und andere Waffen Politische Kampagnenarbeit

Streubomben-Monitor 2023: Viel mehr Opfer

1.172 Menschen wurden 2022 durch Streumunition getötet oder verletzt. Dies ist die höchste jährliche Zahl von Opfern, die der Streubomben-Monitor seit seiner ersten Veröffentlichung im Jahr 2010 zu verzeichnen hat. Diese hohe Zahl ist vor allem auf den wiederholten Einsatz von Streumunition in der Ukraine zurückzuführen. 95% der Opfer stammen aus der Zivilbevölkerung.

Entminerin Elisabeth: „Das ist der beste Job!“
© HI
Minen und andere Waffen

Entminerin Elisabeth: „Das ist der beste Job!“

Jede Landmine, die Elisabeth Sambou entfernt, macht das Leben der Dorfbevölkerung ein klein wenig sicherer. Im Süden Senegals liegen seit dem Konflikt zwischen Armee und der Unabhängigkeitsbewegung Casamance in den 1990er Jahren immer noch unzählige Blindgänger. Ohne Elisabeth geht nichts – sie ist nicht nur Entminerin, sondern auch die Kontaktperson zwischen unseren Teams und den Gemeinden.