Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Hightech für Minenräumung im Tschad

Minen und andere Waffen
Tschad

Die Hilfsorganisation Handicap International (HI) setzt im Norden des Tschads eine ferngesteuerte Minenräummaschine ein und lokalisiert Minen dank einer Drohne mit Infrarotkamera. Erst wenn Bomben, Munitionen und Minen geräumt sind, kann die Bevölkerung zurückkehren, Landwirtschaft und Handel betreiben. Erst dann ist die Grundlage für ein sicheres Leben gelegt.

Eine Minenräummaschine in der Wüste produziert Sandstaub beim Arbeiten im Boden

Fernsteuerung aus 1km Entfernung

Eine tonnenschwere Maschine aus Deutschland, eine filigrane Drohne und 50 Fachkräfte sollen den Norden Tschads wieder lebenswert machen und explosive Kriegsreste lokalisieren und vernichten. Fünfeinhalb Meter lang, zwei Meter hoch und zehn Tonnen schwer - so sieht die von HI im Tschad verwendete Minenräummaschine aus. Sie kann aus bis zu 1000 Metern Entfernung ferngesteuert werden. Ihre Vorderarme rotieren mit knapp 650 Umdrehungen pro Minute. Sie graben 25 Zentimeter tief in den Boden und zerstören alle explosiven Kriegsreste, die in ihrem Weg liegen. Landminen, Bombenreste usw. werden sofort in Stücke gerissen. In derselben Zone setzt HI außerdem erstmals eine Drohne ein. Erste Tests zeigen, dass es möglich ist, Minen zu lokalisieren, die im Boden vergraben sind. „Es ist eine kleine Revolution in der Welt der humanitären Minenräumung“, erklärt Emmanuel Sauvage begeistert, der bei HI für die Reduzierung bewaffneter Gewalt zuständig ist.

Erste Testphase erfolgreich abgeschlossen

Die Tests mit der filigranen Drohne haben bewiesen, dass vergrabene Antifahrzeug- und Antipersonenminen aufgespürt werden können. Dies gelingt, indem die Infrarotkamera der Drohne die vorhandenen Temperaturunterschiede bemisst. Somit kann festgestellt werden, ob überhaupt eine Minenräumung notwendig ist. Da Drohnen in kurzer Zeit ein großes Gebiet abfliegen können, werden so viel Zeit und Kapazitäten gespart. „Indem wir vergrabene Minen genau lokalisieren können, können wir unsere Entminungsteams nun gezielter und sicherer einsetzen“, ergänzt Emmanuel Sauvage. Allein im Norden Tschads sind für Handicap International 50 Entminer im Einsatz.

Verseuchung aus den 1980er Jahren

Der Nord-Tschad wurde durch den Konflikt mit Libyen in den 1980er Jahren stark verseucht. Überreste von Bomben oder Munitionen, die im Kampf verwendet oder von den Truppen einfach zurückgelassen wurden, finden sich in vielen ehemaligen Kampfgebieten. Außerdem gibt es viele Minenfelder.

Landrückgabe an die lokale Bevölkerung 

HI plant, innerhalb von vier Jahren 1,5 Millionen Quadratmeter Land im Tschad zu räumen. Über 500.000 Quadratmeter sind bereits geräumt, somit ist ein Drittel des Ziels erreicht. Erst wenn die explosiven Kriegsreste alle beseitigt sind, kann die lokale Bevölkerung die Wege und das Land wieder nutzen. Und erst dann können sie wieder Getreide anbauen und Vieh züchten. Dies wiederum ist die Grundlage, um die Region Faya-Largeau landwirtschaftlich zu erschließen, was bisher aufgrund der explosiven Kriegsreste kaum möglich war.
 

27 November 2019
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung
© HI
Minen und andere Waffen

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung

Nach einem Unfall mit einem Blindgänger verlor Mohammad seine Hand. Er wusste damals noch nicht, wie gefährlich explosive Kriegsreste sind. Heute klärt er andere über die tödlichen Risiken auf, die überall in Syrien lauern. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass Blindgänger nicht noch mehr Opfer fordern. Besonders gefährdet sind vor allem die Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren.

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies
© Till Mayer / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies

In den Bergen bei San Mateo im Norden Kolumbiens arbeitet die mutige Gloria daran, ihre Heimat von gefährlichen Minen zu befreien. Ihre Arbeit ist hart, riskant und anstrengend. Sie ist eine von 36 Entminer*innen, die derzeit in Kolumbien für Handicap International Landminen, Blindgänger und Sprengfallen räumen. Zu viele Menschen wurden schon getötet, verletzt oder verstümmelt.

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten
© C. Maldonado / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten

Stellen Sie sich vor: Eine junge Frau pflückt in den frühen Morgenstunden frische Tomaten. Die Sonne steigt über den Cañón de las Hermosas in Kolumbien – eine Region, die noch vor einigen Jahren von Minen verseucht und stellenweise unbetretbar war. Dank Spenden und der Arbeit von Handicap International hat sich hier vieles verändert.