Obama besucht Laos - Textron beendet Streubombenproduktion
Gleichzeitig zur Streubombenkonferenz in Genf besuchte US-Präsident Obama Laos. Bei diesem historischen Besuch sagte er 90 Mio. Dollar für die Beseitigung der Millionen Blindgänger aus Streubomben zu, die seit der US-Bombardierung im Vietnam-Krieg das Land belasten. Das schwer verseuchte Laos braucht dringend Unterstützung, um von den Gefahren befreit zu werden und die Opfer zu versorgen. Über 80 Staaten erklärten derweil bei der Konferenz zum Streubomben-Verbot in Genf, dass die Welt bis 2030 frei von Streubomben sein soll. Ob sich diese begrüßenswerte Vorhaben auch für Laos umsetzen lässt, bleibt allerdings fraglich.
US-Präsident Obama und Ban Advocate Thoummy Silamphan | © Thoummy Silamphan
Vom 6. bis 8. September besuchte US-Präsident Barack Obama Laos - als erster Präsident nach dem Südostasien-Krieg. Er nahm dort an einem Treffen der ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) teil. Sein Besuch findet 40 Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs statt. Während des Vietnam- Kriegs ließen die Vereinigten Staaten zwischen 1964 und 1973 über zwei Millionen Tonnen Bomben auf Laos regnen ließen.
Obama erklärte in seiner Rede, dass über Laos mehr Bomben abgeworfen wurden als über Deutschland und Japan zusammen während des Zweiten Weltkriegs. Darunter befanden sich auch zahlreiche Streubomben, die etwa 270 Millionen Submunitionen über das Land verteilten.
Laut dem Streubomben Monitor haben Blindgänger aus Streubomben (sogenannte Submunitionen) seither mehr als 7.600 Menschen in Laos getötet oder verletzt. Laos berichtet sogar von über 50.000 Unfällen und 29.000 Toten durch Submunitionen, Minen und andere explosive Kriegsreste. Und jährlich passieren weitere Unfälle. Geschätzte 30 Prozent der damals abgeworfenen Submunitionen sind beim Aufprall nicht explodiert. Daher liegen etwa 70 Millionen dieser Minibomben immer noch über Laos verteilt. Laos hält den traurigen Rekord am stärksten von Submunitionen betroffenes Land.
Der Streubomben Monitor schätzt, dass immer noch 35 Prozent der Landesgebiete verseucht sind. Handicap International beteiligt sich seit 2006 an Räumungsprojekten in Laos. Innerhalb von 8 Jahren stellten wir bereits 25.000 explosive Blindgänger sicher. Lesen Sie auf www.streubomben.de alles über das Problem der Streubomben in Laos.
Handicap International begrüßt die Ankündigung Obamas, 90. Mio Dollar in den nächsten drei Jahren, also deutlich mehr finanzielle Hilfe für Laos zur Verfügung zu stellen. Leider ist es nicht genug, nur die explosiven Kriegsreste zu räumen. Tausende von Überlebenden brauchen lebenslange Unterstützung. Es bleibt abzuwarten, inwiefern diese zugesagte Hilfe also auch den Opfern und ihren Familien zugutekommen wird.
Außerdem ist Geld allein nicht genug – weltweit erheben sich die Stimmen aller Bürgerinnen und Bürger gegen die Angriffe auf zivile Bevölkerungen in Kriegszeiten. So fordern wir auch von den USA, dass sie dringend die Streubomben-Konvention unterzeichnen, die den Einsatz, die Produktion, die Lagerung und den Verkauf von Streumunition verbietet. Mittlerweile zählt die Konvention 100 Mitgliedsstaaten und 19 weitere Unterzeichnerstaaten.
Welche Signalwirkung die Konvention hat und wie eine konsequente Verurteilung von Einstätzen von Streubomben auch über die Politik hinaus erfolgreich sein kann zeigt folgendes Beispiel:
Der letzte US-amerikanische Produzent von Streumunition, Textron, hat angekündigt, die Produktion von Streubomben einzustellen! Auf der aktuellen Streubombenkonferenz in Genf bezeichneten Vertreterinnen der internationalen Kampagne CMC dies als Erfolg des Engagements der Zivilgesellschaft. Suzanne Osterwijk von der Organisation Pax fasste auf einem Side-event zusammen: Als Textron-Munition von Saudi-Arabien in Jemen eingesetzt wurden und es einige zivile Opfer gab, war der Sturm der Entrüstung groß. Die US-Regierung teilte mittlerweile mit, keine Streumunition mehr an Saudi-Arabien zu liefern, was wiederum auch zu einem Auftragsrückgang für Textron führt. Außerdem haben einige internationalen Finanzgesellschaften ihre Investitionen in Textron aufgrund der Produktion der geächteten Waffen eingestellt - auch dies sicher ein Grund für die Firma, die Produktion einzustellen.
Entminung auf einem Reisfeld - eine echte Herausforderung. © Sara Goldberg / Handicap International
Während seines Besuchs in Laos traf Obama auch Minenräum-Teams und Überlebende von Unfällen mit explosiven Kriegsresten. Einer von ihnen ist der Ban Advocate Thoummy Silamphan, der sich mit Handicap International dafür einsetzt, dass Streubomben für immer verbannt werden und alle Länder dem Streubomben-Verbot beitreten.
Thoummy Silampan war schwer verletzt worden, als er in der Nähe seines Dorfes in Laos nach Nahrung für seine Familie suchte und auf eine Submunition trat. Die Explosion riss ihm gewaltsam die linke Hand ab. Nach langem Krankenhausauenthalt und einer schweren Depression fasste er neuen Mut, beendete erfolgreich die Schule und besuchte sogar das College. Er ist stolz darauf, anderen Überlebenden durch seine Geschichte zu helfen.
Was sind eigentlich Streubomben? Finden Sie heraus!
Streubomben-Konferenz in Genf
Während Obama Südostasien besuchte, trafen in Genf die Delegationen von über 80 Ländern zusammen, um über die Umsetzung der Streubomben-Konvention zu verhandeln. In der Abschlusserklärung haben die Teilnehmenden dieser Konferenz das Ziel ausgegeben, dass die Welt bis 2030 frei von Streubomben sein soll. Der Vertreter von Laos begrüßte diese Ankündigung in Genf - doch wies dabei noch einmal daraufhin, welche massiven Probleme sein Land und dessen Bevölkerung durch Streubomben haben. Er kündigte bereits an, dass Laos noch länger als bis 2030 brauchen wird. Und nur wenn dauerhaft umfassende internationale Hilfe geleistet wird, kann Laos es überhaupt schaffen, irgendwann frei von Streubomben zu werden.
Am Eingang zum Konferenzsaal erinnern wir mit einem Film an einen Höhepunkt der Überprüfungskonferenz im letzten Jahr in Dubrovnik - der "Nacht der Inklusion".