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Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren

Minen und andere Waffen
Senegal

Aufgeregt und gespannt hält Storm seine Nase in den Wind. Seine Augen leuchten. Der belgische Schäferhund trainiert seit Monaten in der Region Casamance, wie er Sprengkörper aufspüren kann.  Bald sind Storm und die anderen drei Hunde bereit für ihren ersten Einsatz. Dann unterstützen sie unsere Teams bei der Minenräumung. Entminerin Elisabeth Sambou freut sich schon auf die vierbeinigen Kollegen. 

Trainer Basher Issa Al-Majali und hält Hund Storm an der Leine.

Basher Issa Al-Majali und Storm trainieren das Aufspüren von Sprengkörpern in der Region Casamance, Senegal. | © A. Stachurski / HI

Die Ausbildung wird bald abgeschlossen sein. In Kürze werden die Hundeführer und Hunde von APOPO, dem auf Tierdetektion bei der Minenräumung spezialisierten Partner von Handicap International, die endgültige Zertifizierung durch die senegalesische Behörde erhalten. Und dann kann es losgehen.


"Wir können die Ankunft der Hunde kaum erwarten. Sie sind unsere neuen Kollegen - so nennen wir sie", sagt Elisabeth, Entminungsspezialistin bei HI, und lächelt.

Akklimatisierung der Spürhunde an ihre neue Umgebung

Kira, Storm, Fisti und Tini sind belgische Schäferhunde. Seit sie Welpen waren, wurden sie von APOPO zu Sprengstoff-Spürhunden ausgebildet. Dank ihres ausgeprägten Geruchssinns sind sie in der Lage, Sprengsätze aufzuspüren. Ihr geringes Gewicht und ihr strenges Training schützen sie vor Explosionen. Die vier Hunde stammen aus Bosnien und sind zum ersten Mal im Senegal im Einsatz. Da sie an kühlere Temperaturen gewöhnt sind, müssen sie sich erst einmal an die Hitze der Casamance gewöhnen. Sie brauchen Zeit, um sich zu akklimatisieren, sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen und eine enge Bindung zu ihren Hundeführern Basher und Enrique aufzubauen.

 

"Die Hitze ist ein Hindernis. Wenn die Temperatur über 35 °C liegt, stellen wir die Arbeit ein. Die Aufgabe des Hundeführers besteht darin, auf alle Anzeichen der Hunde zu achten. Die Sichtkontrolle ist sehr wichtig, sie dürfen also nicht an Orte gehen, an denen wir sie nicht sehen, wie zum Beispiel hinter Büsche. Hier ist die Vegetation sehr dicht und kann viele Gefahren verbergen – Müll, Glasscherben, aber auch Schlangen und Skorpione. Wenn wir sehen, dass sich etwas im Gras bewegt, verlassen wir das Gebiet für eine Weile und arbeiten woanders, um kein Risiko einzugehen", erklärt Mohammad Alkhlaifat, der Teamleiter von APOPO.

Hunde: ein wichtige Hilfe bei der Minenräumung

„Die Hunde können nicht mit dem Wind im Rücken arbeiten", erklärt Mohammad. Sobald sie einen verdächtigen Geruch wahrnehmen, setzen sich die Hunde mindestens einen Meter entfernt hin und zeigen mit ihrer Nase auf die Quelle - wohl wissend, dass sie sich auf ihr Ziel konzentrieren und sich nicht ablenken lassen dürfen. Dann sind die Entminer*innen von HI an der Reihe. Sie inspizieren die Zone, identifizieren gegebenenfalls den Gegenstand und entschärfen ihn, falls es sich um einen Sprengsatz handelt. Denn die Hunde können zwar Gegenstände riechen, aber sie können nicht wissen, ob sie gefährlich sind. Das bedeutet, dass sie manchmal Dinge aufspüren, die harmlos sind, aber Bestandteile enthalten, die in bestimmten Sprengstoffen verwendet werden, wie z. B. Plastik. In anderen Fällen sind ihre Hinweise falsch, weil der Wind den Geruch von seiner Quelle weggetragen hat.

"Wir arbeiten mit Tieren, und es ist unmöglich zu wissen, was sie denken. Wir brauchen viel Konzentration und Aufmerksamkeit, um das Verhalten der Hunde zu lesen. Manche Hunde setzen sich zum Beispiel hin, sobald sie etwas Verdächtiges riechen, während andere weitergehen, bis sie die genaue Position des Objekts gefunden haben", erklärt Mohammad.

Helden des Alltags

„Wir müssen dafür sorgen, dass es den Hunden gut geht und sie zur Arbeit motivieren. Aber sie sind keine Haustiere. Wir müssen auch streng mit ihnen sein, damit sie gehorchen und ihre Arbeit richtig machen", erklärt Basher Al-Majali. 

Kira, Storm, Tini und Fisti üben jeden Tag mit ihren Betreuern. Wenn sie nicht auf dem Feld sind, trainieren sie oder schwimmen, um sich fit zu halten. Was sie motiviert? Ihr liebstes Hundespielzeug, ihre wertvollen Kongs. Sie sind ein fester Bestandteil des täglichen Lebens der Hunde. Wenn sie gute Arbeit geleistet haben, werden sie belohnt und dürfen mit ihren Spielzeugen spielen. „Diese vier Hunde sind sehr leistungsfähig und hoch motiviert; sie sind ein perfektes Team für die Minenräumung. Aber sie sind auch sehr sanftmütig, man muss sanft mit ihnen sprechen", fügt Enrique Arevalo hinzu.
 

Entminungshund Fisti liegt am Boden und hat ein Spielzeug im Maul. Entminungshund Fisti liegt am Boden und hat ein Spielzeug im Maul. Entminungshund Fisti liegt am Boden und hat ein Spielzeug im Maul. Entminungshund Fisti liegt am Boden und hat ein Spielzeug im Maul.

© A. Stachurski / HI

Fisti spielt mit seinem Kong, seinem liebsten Hundespielzeug.

In der Casamance im Süden Senegals sind geschätzt  noch 1.200.000 m² Land mit Blindgängern verseucht. Im Mai 2022 nahm Handicap International dort die Minenräumung wieder auf, wo die Organisation seit 2008 bereits mehr als 900.000 m² Land geräumt hatte. Die beiden aktuellen Projekte bis 2025 soll die Übergabe von 800.000 m² Land ermöglichen und dazu beitragen, die Sicherheit und den sozioökonomischen Wohlstand der Gemeinden in den Regionen Ziguinchor und Sédhiou wiederherzustellen. Diese Projekte werden von der Europäischen Union und dem niederländischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten finanziert.

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