Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Senegal

Im Senegal führt Handicap International (HI) Minenräumaktionen durch und arbeitet an der Entwicklung einer inklusiven, nachhaltigen und gerechten Gesellschaft, die die Lebensqualität schutzbedürftiger Menschen, einschließlich Menschen mit Behinderung, verbessern wird.

Eine Gruppe von vier Entminern und Entminerinnen bei der Arbeit. Sie tragen blaue Schutzkleidung und Helme mit Visier.

Unser Entminungsteam: Maïbata Sané, Idrissa Manga, Pierre Marie Badji und Moussa Traoré. | © A. Faye / HI

Laufende Aktivitäten

Heute arbeitet HI in zwei Regionen von Dakar und in drei Regionen von Casamance und der Region Saint-Louis, wo der Bedarf am größten ist.

Das Programm führt inklusive Ausbildungs-, Berufsbildungs- und wirtschaftliche Integrationsprojekte für schutzbedürftige Menschen, darunter Menschen mit Behinderung durch, um die Chancengleichheit zu fördern.  Durch diese Projekte sollen die Möglichkeiten der Grundbildung verbessert, Kompetenzen entwickelt und der Erfolg junger Menschen mit Behinderung während des gesamten Lernprozesses gefördert werden. Um Vorurteile zu bekämpfen und die Ausbildung von Lehrkräften zu verbessern, arbeiten die Teams mit den lokalen Behörden zusammen und unterstützen senegalesische Verbände bei ihrer Lobbyarbeit. Außerdem arbeiten sie an der Sensibilisierung der verschiedenen Akteure in der Arbeitswelt und an der Verbesserung der Zugänglichkeit von Dienstleistungen und Strukturen. Des Weiteren beteiligt sich das Programm von HI an einer Studie in Dakar zur Förderung der allgemeinen Zugänglichkeit in städtischen Gebieten und im sozialen Wohnungsbau. 

Darüber hinaus setzten wir uns für den Schutz und die Förderung der Rechte von Menschen mit Behinderung ein, mit besonderem Schwerpunkt auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderung.  Dabei unterstützten wir Verbände und Frauen mit Behinderung, die sich für die Bekämpfung von Gewalt und Diskriminierung einsetzen.

Im Gesundheitsbereich fördert das Projekt den Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und zu den damit verbundenen Rechten, wobei der Schwerpunkt auf Frauen und Mädchen im Teenageralter liegt. Unsere Teams führen Sensibilisierungs- und Schulungsmaßnahmen mit Organisationen der Zivilgesellschaft durch. In Saint-Louis arbeitet HI mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Fachleuten des Gesundheitswesens zusammen, um eine angemessene Versorgung von Diabetespatient*innen zu gewährleisten. In dieser Region, in der die Prävalenzrate der Krankheit besonders hoch ist, führen unsere Teams auch Advocacy- und Sensibilisierungsmaßnahmen durch. Darüber hinaus werden Projekte zur körperlichen und funktionellen Rehabilitation durchgeführt, um die bestehenden Gesundheitszentren und ihre Fähigkeit zur Behandlung von Patient*innen zu stärken.

Im Rahmen des HI-Programms im Senegal werden Minenräumungen, nichttechnische Erhebungen und Maßnahmen zur Risikoaufklärung durchgeführt, um den Aufbau eines dauerhaften Friedens in der Casamance zu fördern, einer Region, die von einem vierzigjährigen Konflikt schwer getroffen wurde. Unsere Teams führen manuelle, mechanische und tiergestützte Entminungsaktionen durch, um der Bevölkerung Land zurückzugeben und den Zugang zu Dienstleistungen für alle zu verbessern.

Neues aus den Projekten

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren
© A. Faye / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren

Dank der wirkungsvollen Minenräumung von Handicap International ist ein sicheres Leben in Bissine im Süden Senegals nun wieder möglich. Vor 30 Jahren musste die Zivilbevölkerung ihr Dorf fluchtartig verlassen. Da das Gebiet nun nicht mehr gefährlich ist, sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner bereits zurückgekehrt und haben erfolgreich damit begonnen, ihr Zuhause wiederaufzubauen.

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren
© A. Stachurski / HI
Minen und andere Waffen

Senegal: Wie Hunde Kira, Storm, Fisti und Tini helfen, Minen aufzuspüren

Aufgeregt und gespannt hält Storm seine Nase in den Wind. Seine Augen leuchten. Der belgische Schäferhund trainiert seit Monaten in der Region Casamance, wie er Sprengkörper aufspüren kann.  Bald sind Storm und die anderen drei Hunde bereit für ihren ersten Einsatz. Dann unterstützen sie unsere Teams bei der Minenräumung. Entminerin Elisabeth Sambou freut sich schon auf die vierbeinigen Kollegen. 

Weibliche Genitalverstümmelung - "Ich spreche im Namen derer, die im Stillen leiden!"
© A. Faye / HI
Vorsorge und Gesundheit

Weibliche Genitalverstümmelung - "Ich spreche im Namen derer, die im Stillen leiden!"

Awa Diassy informiert im Senegal Jugendliche über sexuelle Gesundheit und ihre Rechte. Ein Thema, das ihr besonders am Herzen liegt, ist die Aufklärung über Genitalverstümmelung von Mädchen. Als junge Frau, die selbst Opfer von Genitalverstümmelung wurde, setzt sie sich unermüdlich dafür ein, dass dieser schrecklichen Praktik ein Ende gesetzt wird.

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Hintergrund

Karte des HI-Einsatzes im Senegal

Senegal ist eine bedeutende Wirtschaftsmacht in Westafrika, doch ein erheblicher Prozentsatz der Bevölkerung des Landes lebt in extremer Armut. Menschen mit Behinderung werden häufig diskriminiert und sind besonders schutzbedürftig.

Das Land ist politisch stabil und wirtschaftlich dynamisch, auch wenn die Corona-Pandemie das Wachstum im Jahr 2020 beeinträchtigte. Trotz dieser Stabilität hat die seit mehr als dreißig Jahren andauernde Krise in der Casamance zu zahlreichen Minenunfällen geführt.  Im Senegal ist der Umgang mit Klein- und Sprengwaffen nach wie vor ein heikles Thema. Der Casamance-Konflikt hat zu Bevölkerungsverschiebungen geführt, und der Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen ist in dieser Region, die als "Kornkammer Senegals" gilt, begrenzt.

Der Rechtsrahmen für Menschen mit Behinderung im Senegal hat sich seit 2010, als das Land das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung ratifizierte, zum Positiven verändert. Dennoch sehen sich Menschen mit Behinderung täglich mit Barrieren konfrontiert, wenn sie versuchen, Zugang zu Dienstleistungen in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Beschäftigung zu erhalten. Diese Situation wird durch die Schwierigkeiten und/oder die mangelnde Bereitschaft der Familien, ihnen finanzielle Mittel und Zeit zu widmen, noch verschärft. Sie sind Opfer von Diskriminierung und werden in der Gesellschaft an den Rand gedrängt und kämpfen weiterhin für die Anerkennung ihrer Grundrechte. 

Die Bildung von Kindern mit Behinderung, deren Einschulungsrate weit unter dem nationalen Durchschnitt liegt, ist eine der größten Herausforderungen für die Entwicklung des Bildungswesens im Lande. Dafür gibt es eine Reihe von Gründen: Die Lehrkräfte zögern, Kinder mit Behinderung in ihren Unterricht aufzunehmen, und verfügen nicht über die nötigen Fähigkeiten, um ihren Bildungsbedürfnissen gerecht zu werden; die Eltern unterschätzen die Fähigkeiten ihrer Kinder; die Gemeinschaft glaubt, dass sie überhaupt keine Fähigkeiten haben; und die öffentliche Politik berücksichtigt die inklusive Dimension der Bildung noch nicht ausreichend.

 

Anzahl der HI-Mitarbeiter: 80
Eröffnungsdatum des Programms: 1995

Einsatz weltweit: