Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Senegal: Minenräumung ermöglicht Rückkehr nach 30 Jahren

Minen und andere Waffen
Senegal

Dank der wirkungsvollen Minenräumung von Handicap International ist ein sicheres Leben in Bissine im Süden Senegals nun wieder möglich. Vor 30 Jahren musste die Zivilbevölkerung ihr Dorf fluchtartig verlassen. Da das Gebiet nun nicht mehr gefährlich ist, sind die ersten Bewohnerinnen und Bewohner bereits zurückgekehrt und haben erfolgreich damit begonnen, ihr Zuhause wiederaufzubauen.

Frau steht auf einem Feld inmitten von Reispflanzen.

Djaneba (30) ist mit ihrem Mann in seine Heimat Bissine zurückgekehrt. Auf ihrem Feld baut sie jetzt Reis an. | © A. Faye / HI

Der 9. Oktober 1992 ist ein Datum, das der Zivilbevölkerung von Bissine in der Region Casamance im Gedächtnis bleiben wird: An diesem Tag war das Dorf Schauplatz schrecklicher Gewalt. Die Provinz wurde bombardiert, Häuser niedergebrannt, Bewohner getötet. Die Menschen waren aufgrund des Konflikts zwischen der senegalesischen Armee und Guerillakämpfern gezwungen, das Dorf überstürzt zu verlassen. Sie hatten dafür nur wenige Stunden Zeit. In der Eile und Panik wurden Familien, Verwandte und Freunde getrennt.


"Zum Zeitpunkt des Angriffs war ich gerade im Busch. Meine Familie war im Dorf geblieben. Wir sind in verschiedene Richtungen geflohen und erst fünfzehn Jahre später, 2007, habe ich meine Schwester wiedergesehen", erzählt  Ismaïla Manga, der Dorfvorsteher von Bissine.

Minenräumung schafft Hoffnung

Im Herzen eines jeden Bissinois brannte jahrzehntelang die Hoffnung, wieder dort leben zu können. Ab 2020 begannen die Vertriebenen in kleinen Gruppen zurückzukehren. Doch das Dorf war nicht sicher: Die jahrelangen Kämpfe in der Region hatten ihre Spuren hinterlassen, überall lauerten Blindgänger. Vier Monate lang entminten die Teams von Handicap International in Bissine Felder, Straßen und Wälder, wodurch das Gebiet endlich wieder ungefährlich wurde. Allein zwischen Juli und Oktober 2022 gaben die Entminungsteams von Handicap International fast 95.000 m² Land an die Zivilbevölkerung zurück und zerstörten 15 Sprengkörper  – jeder einzelne hätte einen Menschen verstümmeln oder töten können.

Wiederaufbau von Bissine 

Famara Sané war einer der ersten, der in das Dorf zurückzog. Zusammen mit seiner Frau eröffnete er einen Laden, der heute  die ganze Gemeinde versorgt. Außerdem bearbeitet er Anträge für Grundstücke von Menschen, die nach Bissine zurückkehren möchten. 


"Wir erstellen eine Liste der Söhne und Töchter des Dorfes, die zurückkommen wollen - wir haben bereits mehr als 800 Bewerbungen. Wir sind fest davon überzeugt, dass all diese unbebauten Grundstücke […] eines Tages Häuser sein werden", blickt Famara positiv in die Zukunft.


Jetzt, mit der Rückkehr der ersten Familien, hat der große Wiederaufbau begonnen. Das Land, das 40 Jahre lang brachlag, ist heute fruchtbarer als je zuvor und die Felder sind bereit, wieder bestellt zu werden. Dennoch erfordert es Zeit und harte Arbeit bis das Dorf seinen früheren Wohlstand wiedererlangen wird. Doch Djenaba, 30 Jahre alt, hat bereits damit angefangen auf ihren Feldern Hochlandreis anzubauen:


"Es ist harte Arbeit, denn wir bauen nicht in Reisfeldern an, sondern auf normalen Feldern. Jeden Tag muss ich die Schlingpflanzen ausreißen, die immer wieder nachwachsen. Ich würde gerne die Kulturen variieren und eine Maschine kaufen, um die Produktion zu steigern und einen Teil davon zu verkaufen. Das Land hier ist sehr fruchtbar", erklärt sie.


Heute hat das Dorf etwa 375 Einwohner. In dieser starken Gemeinschaft, die trotz aller Widrigkeiten zusammengehalten hat, gibt es inzwischen viele Projekte. Die Menschen haben nur ein einziges Ziel: ihr Zuhause wiederaufzubauen.


"Wir wollen einen Treffpunkt für Frauen und einen weiteren für junge Leute eröffnen. Außerdem wollen wir ein Mehrzweckzentrum bauen, in dem junge Menschen lernen und eine Ausbildung machen können, zum Beispiel  als Maurer oder Elektriker“, schließt der Dorfvorsteher Ismaïla.
 

 

Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung
© HI
Minen und andere Waffen

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung

Nach einem Unfall mit einem Blindgänger verlor Mohammad seine Hand. Er wusste damals noch nicht, wie gefährlich explosive Kriegsreste sind. Heute klärt er andere über die tödlichen Risiken auf, die überall in Syrien lauern. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass Blindgänger nicht noch mehr Opfer fordern. Besonders gefährdet sind vor allem die Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren.

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies
© Till Mayer / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies

In den Bergen bei San Mateo im Norden Kolumbiens arbeitet die mutige Gloria daran, ihre Heimat von gefährlichen Minen zu befreien. Ihre Arbeit ist hart, riskant und anstrengend. Sie ist eine von 36 Entminer*innen, die derzeit in Kolumbien für Handicap International Landminen, Blindgänger und Sprengfallen räumen. Zu viele Menschen wurden schon getötet, verletzt oder verstümmelt.

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten
© C. Maldonado / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten

Stellen Sie sich vor: Eine junge Frau pflückt in den frühen Morgenstunden frische Tomaten. Die Sonne steigt über den Cañón de las Hermosas in Kolumbien – eine Region, die noch vor einigen Jahren von Minen verseucht und stellenweise unbetretbar war. Dank Spenden und der Arbeit von Handicap International hat sich hier vieles verändert.