Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Zum Weltgesundheitstag: Trotz Diabetes kehrt die Hoffnung zurück”

Rehabilitation und Orthopädie Vorsorge und Gesundheit
Libanon Syrien

Mamdouh ist 71 Jahre alt und leidet seit Jahren an Diabetes. Vor drei Jahren wurde sein Haus in Syrien bei einem Luftangriff getroffen und er beschloss, mit seiner Familie in den Libanon zu fliehen. Als sie sich dort niederließen, wurde sein Diabetes schlimmer und 2015 musste er amputiert werden. Unsere Fachkräfte haben Mamdouh kürzlich seine erste Prothese angepasst und ihm so ermöglicht, wieder laufen zu können.

Mamdouh sitzt auf einem Stuhl. Vor ihm knien der Orthopädiemechaniker und die Physiotherapeutin und untersuchen sein Bein samt Prothese.

Mamdouh freut sich sichtlich über seine Prothese von Handicap International | © Till Mayer / Handicap International

Es ist ein sonniger Nachmittag im Beqaa Valley, und ein ganz besonderer Tag für Mamdouh und seine Familie. Als das Team von Handicap International ins Haus kommt, lächeln alle. Mamdouh’s Frau, Mouna, begrüßt Cynthia, die Physiotherapeutin und Elias, den Sozialarbeiter, sehr herzlich: “Er hat seit 2 Tagen nicht geschlafen, seit er weiß, dass Sie mit der Prothese kommen werden. Er ist so aufgeregt!” Als Haitham, der Orthopädiemechaniker, hereinkommt, wird Mamdouh’s Lächeln noch breiter. Er hat schon so lange gewartet.

Nach mehreren Gesprächen und Übungen schätzten unsere Teams ab, ob er den Willen haben würde, das neue Bein zu benutzen und ob er körperlich fit genug wäre. Für jemanden seines Alters ist dies nicht selbstverständlich. Aber das Team von  Handicap International war sich sofort einig. Mamdouh brauchte diese Prothese mehr als alles andere. “Er ist ein sehr aktiver Mann”, erklärt  Mouna. “Er hat sein ganzes Leben gearbeitet und er hat das ganz furchtbar vermisst”.

In Syrien besaß Mamdouh eine Bekleidungsfabrik. Als die Familie in den Libanon fliehen musste, ließen sie sich zuerst in Saidaim, im Süden, nieder. Dort begann Mamdouh in einer Fabrik zu arbeiten, aber diesmal als einfacher Angestellter. “Das war egal”, erklärt er. “Ich wollte einfach nur arbeiten.” Trotz aller Anstrengungen Mamdouh’s wurde das tägliche Leben der Familie immer schwieriger, als ihr Erspartes nach und nach aufgebraucht war. In der Folge verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Mamdouh immer mehr, weil er nicht mehr genügend Geld für die richtige Behandlung aufbringen konnte.

2015 wurde Mamdouh viermal operiert bevor ihm sein rechtes Bein amputiert werden musste. Diese letzte Operation stellte sein Leben auf den Kopf. Zum ersten Mal in seinem Leben war er dazu verdammt, nicht mehr zu arbeiten. Er wurde depressiv. Seine Familie machte sich große Sorgen und wusste nicht was sie tun sollte. Als seine Frau von Handicap International hörte, beschloss sie, unsere Hotline anzurufen und um Hilfe zu bitten.

Handicap International begann Januar 2016 sich um Mamdouh zu kümmern. “Schon bei unserer ersten Begegnung sahen wir, wie wichtig es war dass er eine Prothese bekommen würde”, sagt Elias, der Sozialarbeiter. “Als ich das Team von Handicap International kennenlernte, gab es wieder Hoffnung für mich”, fügt Mamdouh hinzu und lächelt Elias, Haitham und Cynthia an.

Mahmoud steht aufgestützt auf seinem Gehgestell und wird dabei von der Physiotherapeutin unterstützt.Nun ist der Augenblick gekommen, an dem Mamdouh seine ersten Schritte mit der neuen Prothese machen soll. Zuerst ist er ein wenig zögerlich, und hält sich sehr stark an seinem Gehgestell fest, falls er das Gelichgewicht verlieren sollte. Nach ein paar Schritten gewinnt Mamdouh Vertrauen. Er lässt das Gehgestell stehen und marschiert stolz zur Außentreppe seines Hauses. Unser Team steht hinter ihm, glücklich über diesen erfolgreichen Start. Nach ein paar Minuten draußen ist es Zeit für eine Pause. Als er wieder drinnen ist, teilt Mamdouh seine ersten Eindrücke Cynthia, der Physiotherapeutin mit:

“Ich bin wieder unabhängig. Jetzt kann ich mich auch psychisch wieder erholen. Ich bin so dankbar.”

Dann sieht er seine Frau und seine Enkelin, die im Zimmer spielt, an und fügt hinzu: “Ich kann gar nicht erwarten wieder zu arbeiten. Mein einziger Wusch ist es, für meine Familie sorgen und in Würde leben zu können. Das ist alles was ich brauche, um glücklich zu sein.” Mit seiner neuen Prothese hat Mamdouh die Chance bekommen dass dieser einfache Wunsch bald wieder Wirklichkeit wird.
 

Diabetes ist weltweit auf dem Vormarsch. Bitte helfen Sie uns, den Betroffenen zu helfen.

6 April 2016
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Mohamed aus Gaza: „Werde ich je wieder gehen können?“
© HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Mohamed aus Gaza: „Werde ich je wieder gehen können?“

Eigentlich wollte Mohamed Ende Februar nur nach Brennholz suchen – direkt neben seinem zerstörten Haus in Gaza. Doch plötzlich knallte es im Nachbarhaus, und er wachte im Krankenhaus wieder auf – sein linkes Knie war zertrümmert, die Schmerzen unerträglich, seine Verzweiflung groß. Die erste Operation scheiterte, doch dann begann das HI-Team mit den ersten Reha-Maßnahmen.

Haiti: Hoffnung trotz katastrophaler Zustände Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie Vorsorge und Gesundheit

Haiti: Hoffnung trotz katastrophaler Zustände

Haiti befindet sich inmitten einer tiefgreifenden und vielschichtigen Krise. Die Menschen dort kämpfen Tag für Tag um ihr Überleben. Sie sind von Gewalt bedroht, haben kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung, und viele wissen nicht, wie sie ihre Familien ernähren sollen. In dieser schwierigen Lage unterstützt Handicap International die Betroffenen mit Hilfsmitteln und Rehabilitationsmaßnahmen.

Lebenswichtige Medikamente für die Ukraine
© Hlib Kostenko / HI
Nothilfe Vorsorge und Gesundheit

Lebenswichtige Medikamente für die Ukraine

Apotheker*innen spielen eine unverzichtbare Rolle bei der Qualitätssicherung von Medikamenten – und in Krisenzeiten kann ihre Arbeit über Leben und Tod entscheiden. Anna, eine engagierte Apothekerin im Team von Atlas Logistik, der Logistik-Einheit von Handicap International, arbeitet in der Ost- und Südukraine.