Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Marokko

Handicap International (HI) teilt ihr Fachwissen mit marokkanischen Organisationen, um die gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderung zu fördern, Reha-Dienste auszubauen und die Lebensqualität von Migrant*innen zu verbessern. 

Ein junge mit Behinderung sitzt an einem Tisch und spielt mit bunten Bauklötzen. Dabei sitzt eine HI-Therapeutin, die ihm hilft.

Eine Therapeutin von HI spielt mit einem Kind mit Behinderung. So kann es seine motorischen Fähigkeiten verbessern. | © H.Zahir / HI

Laufende Aktivitäten

Handicap International (HI) begann die Arbeit in Marokko 1993 und ist eine der wenigen internationalen NGOs, die ein Abkommen mit dem marokkanischen Ministerium für Zusammenarbeit und Auswärtige Angelegenheiten (1999) unterzeichnet haben. Seit über 20 Jahren unterstützt HI die Entwicklung eines starken Netzwerks von Behindertenorganisationen, um so deren Handlungsspielraum zu erweitern. 

Seit 2011 haben wir im Rahmen einer Reform begonnen, enger mit den Behörden zusammenzuarbeiten, um die Entwicklung und Umsetzung einer inklusiven öffentlichen Politik zu unterstützen. Wir haben unsere Partnerschaften kontinuierlich auf andere zivilgesellschaftliche Organisationen ausgeweitet, um die Inklusion zu fördern und um den Bedürfnissen anderer gefährdeter Gruppen gerecht zu werden. Außerdem setzen wir uns für die Verbesserung der Lebensqualität gefährdeter Migrantengruppen ein. Wir stärken repräsentative Organisationen und verbessern den Zugang zu wichtigen Ressourcen, wie dem Gesundheitswesen und Vermittlungsstellen. 

Nach dem Erdbeben, welches das Königreich in der Region des Hohen Atlas im September 2023 erschütterte, hat HI auch physische und funktionelle Rehabilitation und psychische Hilfe geleistet. Unsere Teams arbeiten am Aufbau von Kapazitäten für Fachkräfte in jenen Bereichen, um die vom Erdbeben betroffene Bevölkerung über ein Netz lokaler Partner*innen zu unterstützen.

Neues aus den Projekten

Marokko: "Schulbücher der getöteten Kinder lagen in den Trümmern."
© Bulent Kilic / AFP
Nothilfe

Marokko: "Schulbücher der getöteten Kinder lagen in den Trümmern."

Mohamed lebt in Amizmiz, in der Nähe des Epizentrums des Erdbebens, das Marokko Anfang September erschüttert hat. Einen Monat nach der Katastrophe berichtet er darüber, wie die Solidarität der Menschen hilft, um diese beispiellose Krise zu bewältigen. Die Überlebenden überwinden den Schock nur langsam. Viele machen sich nun Sorgen vor dem bevorstehenden Winter.

Marokko: Hilfe nach dem Jahrhundert-Erdbeben
Bulent Kilic / AFP
Nothilfe

Marokko: Hilfe nach dem Jahrhundert-Erdbeben

Ein Erdbeben der Stärke 6,8 erschütterte Marokko in der Nacht vom 8. auf den 9. September 2023. HI ist seit 30 Jahren im Land präsent. Wir verteilen Zelte, Planen, Decken und Krücken und unterstützen die Verletzten langfristig mit Reha.

Frühlings Erwachen
© Gregor Jungheim
Inklusion Rechte von Menschen mit Behinderung

Frühlings Erwachen

Verleugnet, versteckt oder gleich nach der Geburt im Krankenhaus zurückgelassen – so erging es bislang vielen Marokkanern mit Behinderungen. Doch seit dem Arabischen Frühling sind Veränderungen wahrzunehmen, denn der Staat bekennt sich zur Inklusion. Eindrücke von einer Projektreise mit der Hilfsorganisation Handicap International.
Von Gregor Jungheim

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Hintergrund

Karte des HI-Einsatzes in Marokko

Marokko positioniert sich außenpolitisch weiterhin als Brücke zwischen Europa und Afrika, indem es wirtschaftliche, handelspolitische, sicherheitspolitische und diplomatische Beziehungen zur Europäischen Union aufbaut und auf dem afrikanischen Kontinent besonders aktiv ist. 2016 trat Marokko der Afrikanischen Union bei und bewarb sich 2017 um den Beitritt zur ECOWAS (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft).

Im Jahr 2021 schloss sich das Königreich enger an die Vereinigten Staaten und den Staat Israel an. Die Corona-Pandemie brachte das Wirtschaftswachstum des Landes zum Stillstand und führte zu erheblicher Arbeitslosigkeit. Da Marokko eine der niedrigsten Erwerbsquoten der Welt hat, kam es dadurch zu schweren Spannungen auf dem Arbeitsmarkt. Die Krise in der Ukraine hat in Verbindung mit dürrebedingten Problemen bei der Getreideproduktion und steigenden Kraftstoffpreisen zu einer hohen Inflation geführt, obwohl die Politik der Subventionierung von Grundnahrungsmitteln fortgesetzt wird.

Politische Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Inklusion von Menschen mit Behinderung werden noch immer nur unzureichend umgesetzt, was zum Teil an der fehlenden Finanzierung liegt. Schutzbedürftige haben nur wenig Zugang zu speziellen Dienstleistungen (Betreuer*innen, barrierefreien Zugang zu Gebäuden usw.) und ihre Einbeziehung in die Zivilgesellschaft bleibt begrenzt. Lokale Organisationen von Menschen mit Behinderung arbeiten daran, einen Wandel herbeizuführen. 

Zahl der HI-Mitarbeiter*innen: 17
Eröffnungsdatum des Programms: 1993
 

Einsatz weltweit: