Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Äthiopien: Und plötzlich explodierte ein Sprengkörper

Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie
Äthiopien

Mehari Amare Tadele ist 36 Jahre alt, Vater von vier Kindern und hat eine Metallwerkstatt. Beim Sortieren von Teilen explodierte plötzlich ein Sprengkörper. Mehari verlor sein linkes Auge, eine Hand und seinen Job, die einzige Einkommensquelle. Doch unsere Teams in der Region Tigray unterstützten den jungen Familienvater medizinisch und psychologisch und halfen beim Wiederaufbau seines Geschäfts.

Ein Mann arbeitet mit einer Fräse an einer Metallstange. Er trägt eine getönte Brille und eine Handprothese.

Erfolgsgeschichte eines Überlebenden: Mehari bei der Arbeit in seiner neuen Werkstatt. | © Halefom Bale / HI

Zwischen 2020 und 2022 wurde die Region Tigray von einem verheerenden Konflikt erschüttert. Hunderttausende Menschen verloren ihr Leben oder mussten fliehen. Auch Jahre nach dem Ende der Kämpfe bleibt die Gefahr bestehen: Explosive Kriegsreste bedrohen die Bevölkerung und erschweren die Rückkehr in den Alltag.

Mehari lebt mit seiner Familie im Süden von Tigray. Vor dem Krieg führte er ein kleines Geschäft. Doch im April 2024 veränderte ein Unfall alles:

„Ich zerkleinerte Metallschrott, den ich aus Kriegsresten gesammelt hatte. Ich bemerkte nicht, dass sich darunter eine Mörsergranate befand“, erinnert er sich.

Die Explosion riss ihm das Auge und die Hand ab und fügte ihm weitere schwere Verletzungen zu. Neben den körperlichen Schmerzen litt er unter großem seelischem Stress. Weil er nicht mehr arbeiten konnte, musste er seine Werkzeuge verkaufen. Die Familie stand vor dem Nichts.

„Diese Zeit war sehr schwer für uns. Meharis Geschäft war unsere einzige Einkommensquelle“, erzählt seine Frau Trhas Adane.

Eine Prothese für den Neuanfang

In Mekelle erhielt Mehari eine Prothese sowie psychologische Begleitung. 2025 kam finanzielle Unterstützung hinzu, ergänzt durch Schulungen, die ihm halfen, ein neues Geschäft aufzubauen. Der Neustart war schwierig, doch mit seiner Erfahrung und der Hilfe von HI gelang es ihm, Werkzeuge zu kaufen und seine Arbeit wieder aufzunehmen.

Heute ist Mehari nicht nur wieder selbstständig, sondern beschäftigt sogar zwei Mitarbeiter und einen Wachmann.

„Ich bin vom Überlebenden zum Arbeitgeber geworden. Ich hoffe, meine Geschichte macht anderen Mut – mit der richtigen Hilfe ist ein Neuanfang möglich“, sagt er.

Noch immer arbeitet Mehari mit den Teams von HI zusammen. Er meldet gefährliche Sprengkörper in der Nähe seiner Werkstatt, sodass unsere Teams bisher 19 Sprengsätze entfernt und so die Umgebung sicherer machen konnten.
 

 

Das Auswärtige Amt unterstützt Entminungsprojekte in Äthiopien.


Logo des Auswärtigen Amts für Humanitäre Hilfe

10 September 2025
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Blindgänger und Landminen in Syrien – Amers Geschichte
© N. Bimbashi / HI
Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Blindgänger und Landminen in Syrien – Amers Geschichte

Inmitten der zerstörten und halb zerstörten Gebäude von Khasham im Nordosten Syriens sitzt Amer im Rollstuhl vor dem Haus seiner Familie. Ein Bein fehlt ihm, das andere baumelt voller Bewegungsdrang hin und her. Vor wenigen Monaten spielte er hier noch mit seinen Cousins, bis ein Blindgänger explodierte. Amer überlebte schwer verletzt und wird von Handicap International (HI) betreut.

Gaza: Prothesen für Geschwister Mena und Fayez
© Khalil Nateel
Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Gaza: Prothesen für Geschwister Mena und Fayez

Bei einem Bombenangriff wurden Fayez (24) und seine kleine Schwester Mena (12) schwer verletzt. Beide haben ein Bein verloren. Nun stehen sie Seite an Seite im Rehazentrum von Handicap International (HI) im Gazastreifen und lernen mit ihren neuen Prothesen zu laufen - trotz aller Schmerzen und trotz aller Verzweiflung: Schritt für Schritt in ein neues Leben.

Ukraine: Ein Familienbesuch wird zur Tragödie
© Sylvie Roche / HI
Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Ukraine: Ein Familienbesuch wird zur Tragödie

„Ich dachte, ich erlebe meine letzten Momente.“ Als eine Bombe in der Nähe einschlägt, verliert Oleksandr alles, was sein Leben bis dahin ausmachte – seine Gesundheit, seine Arbeit, seine Sicherheit. Seit dem Angriff ist er querschnittsgelähmt. Doch mit Hilfe von Handicap International (HI) findet er in einen neuen Alltag zurück.