Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Tschad: Drohnentests für Minenräumung

Minen und andere Waffen
Tschad

Im vergangenen März schloss Handicap International (HI) seine zweijährigen Drohnenversuche im Norden des Tschad mit seinen Partnern Mobility Robotics und FlyingLabs ab. Damit wurden zum ersten Mal in der Geschichte der humanitären Minenräumung Drohnenflüge mit Infra-Rot in einer realen Umgebung zusammen mit Räumungsarbeiten durchgeführt. 

HI und Partner Mobility Robotics führen Drohnentests bei Minenräumaktionen im Norden des Tschad durch.

HI und der Partner Mobility Robotics führen Drohnentests bei Minenräumaktionen im Norden des Tschad durch. | © John Fardoulis/HI

Testergebnis: Drohnen beschleunigen Minenräumung

Zwei Jahre lang hat Handicap International (HI) im Norden der Republik Tschad Drohnen getestet, um künftig einfacher und schneller Landminen und andere explosive Überreste zu finden. Zusammen mit den Partnern Mobility Robotics und Flying Labs wurden dazu weltweit erstmalig in der humanitären Minenräumung Drohnen mit Infrarotkameras und Sensoren eingesetzt. Diese können mithilfe von Fotos und Videos aus der Höhe Gefahren identifizieren und hochauflösende Karten erstellen. Mit den Thermalsensoren können die kleinen, wendigen Drohnen vergrabene Antipersonen- und Antifahrzeugminen in der Wüste aufspüren. Somit werden wichtige Daten gewonnen, ohne dass das Team gefährliche Gebiete betreten muss. Die Drohnen beschleunigen somit nicht nur die Arbeit der Minenräumung, sondern machen sie auch sicherer. 

Pilotprojekt erfolgreich abgeschlossen

Während der Testphase fanden über 100 Drohneneinsätze an 65 Orten statt. Mehr als 2.500 Landminen wurden dank der Drohnen geortet. 50 Entminer und Entminerinnen von Handicap International waren im Einsatz. Sechs tschadische Minenräumer wurden im Umgang mit kleinen Drohnen geschult. Während des Experiments kämpfte das Team mit vielen Widrigkeiten: Dazu gehörten abgelegene Orte, die extreme Hitze (bis zu 51°C), Sandstürme, Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Nahrung und Wasser und Skorpione. Außerdem lauerten überall für das menschliche Auge unsichtbare Landminen und Sprengkörper.   
Die Expert*innen von HI und ihren Partnern werden weitere Tests machen, um den Einsatz der Drohnen auch in anderen Ländern zu erproben. Unterschiedliche klimatische Bedingungen, die Bodenbeschaffenheit und die Tiefe der vergrabenen explosiven Kriegsreste beispielsweise beeinflussen den Einsatz der Drohnen. 

12 Juli 2021
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Explosivwaffen-Monitor 2024: Weltweit leidet die Zivilbevölkerung
© Y. Nateel / HI
Minen und andere Waffen Öffentlichkeitsarbeit Politische Kampagnenarbeit

Explosivwaffen-Monitor 2024: Weltweit leidet die Zivilbevölkerung

Weltweit fordern anhaltende Konflikte täglich neue Opfer. Der EWIPA-Monitor 2024 berichtet von verheerenden humanitären Folgen durch den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten. In 74 Ländern war die Zivilbevölkerung direkt betroffen – besonders dramatisch war die Lage in den Palästinensischen Gebieten, der Ukraine und im Sudan.

Tschad: „Wir mussten kriechen, um irgendwo hinzukommen“
© T. Nicholson / HI
Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie

Tschad: „Wir mussten kriechen, um irgendwo hinzukommen“

Heute besuchen Kaltouma und Hassaneih den Markt, treffen Freundinnen und feuern ihr Team bei Fußballspielen an. Kaum vorstellbar, dass sie vor wenigen Monaten noch nicht einmal aus dem Zelt kamen. Ihre Flucht aus Darfur war brutal – doch im Flüchtlingslager Aboutengué begann für die beiden Schwestern mit Behinderung ein neuer Abschnitt.

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung
© HI
Minen und andere Waffen

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung

Nach einem Unfall mit einem Blindgänger verlor Mohammad seine Hand. Er wusste damals noch nicht, wie gefährlich explosive Kriegsreste sind. Heute klärt er andere über die tödlichen Risiken auf, die überall in Syrien lauern. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass Blindgänger nicht noch mehr Opfer fordern. Besonders gefährdet sind vor allem die Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren.