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Ferngesteuerte Minenräummaschine aus Deutschland im Tschad im Einsatz

Minen und andere Waffen
Tschad

Neben einem Entminungsteam mit 50 Fachkräften nutzt die gemeinnützige Hilfsorganisation Handicap International (HI) nun im Norden Tschads auch eine ferngesteuerte Minenräummaschine: Die in Deutschland hergestellte GCS 200 kann in Rekordzeit große Flächen von explosiven Kriegsresten befreien. Für die lokale Bevölkerung die Grundvoraussetzung, um sicher leben und wieder Landwirtschaft betreiben zu können. 

Die Entminungsmaschine

Die Entminungsmaschine | © HI

Vernichtung von explosiven Kriegsresten vor Ort 

Fünf Meter lang, zwei Meter hoch und fast 10 Tonnen schwer - so sieht die von Handicap International im Tschad verwendete Minenräummaschine GCS 200 aus. Sie kann aus bis zu 800 Metern Entfernung ferngesteuert werden. Ihre Vorderarme rotieren mit knapp 3.000 Umdrehungen pro Minute. Sie graben 20 Zentimeter tief in den Boden und zerstören alle explosiven Kriegsreste, die in ihrem Weg liegen. Landminen, Bombenreste usw. werden sofort in Stücke gerissen.

Effektiv und robust

Diese Maschine, die von der deutschen Firma GCS speziell für HI gebaut wurde, kann an einem Tag bis zu 3.000 Quadratmeter Fläche räumen. Im Vergleich: Ein/e Entminer/-in schafft 100 Quadratmeter im Durchschnitt. Die Maschine ist äußerst robust und kann unter extremen Bedingungen eingesetzt werden. 

Hohe Effizienz auf ebenen Flächen

„Auf sehr großen, relativ flachen und nicht begrünten Flächen, also zum Beispiel  in einer Wüste, bietet die Minenräummaschine den Entminungsteams eine erhebliche Unterstützung. Unter solchen Bedingungen arbeiten wir derzeit in der Nähe von Faya-Largeau“, erklärt Jason Mudingay Lufuluabo, Leiter des Räumungsteams von HI im Tschad. „Sie ist sehr effektiv. Jedes Mal, nachdem die Maschine über ein Gebiet gefahren ist, führen die Entminungsteams eine letzte Kontrolle durch. So stellen sie sicher, dass sie nichts ausgelassen hat, die explosiven Kriegsreste geräumt sind und das Land an die lokale Bevölkerung zurückgegeben werden kann.“

Verseuchung aus den 1980er Jahren

Der Nord-Tschad wurde durch den Konflikt mit Libyen in den 1980er Jahren stark verseucht. Überreste von Bomben oder Munitionen, die im Kampf verwendet oder von den Truppen einfach zurückgelassen wurden, finden sich in vielen ehemaligen Kampfgebieten. Außerdem gibt es viele Minenfelder.

Landrückgabe an die lokale Bevölkerung 

HI plant, innerhalb von vier Jahren 1,5 Millionen Quadratmeter Land im Tschad zu räumen. Über 500.000 Quadratmeter sind bereits geräumt, somit ist ein Drittel des Ziels erreicht. Erst wenn die explosiven Kriegsreste alle beseitigt sind, kann die lokale Bevölkerung die Wege und das Land wieder nutzen. Und erst dann können sie wieder Getreide anbauen und Vieh züchten. Dies wiederum ist die Grundlage, um die Region Faya-Largeau landwirtschaftlich zu erschließen, was bisher aufgrund der explosiven Kriegsreste kaum möglich war.
 

15 November 2019
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