Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Gaza: Eine Prothese mitten im Krieg

Minen und andere Waffen Nothilfe Rehabilitation und Orthopädie
Palästinensische Gebiete

Malak ist erst neun Jahre alt und hat in Gaza Schreckliches erlebt: Bei einem Luftangriff auf die Schule, in der sie mit ihrer Familie Schutz gesucht hatte, wurden ihre Eltern und drei Brüder getötet. Malak selbst wurde schwer verletzt, ihr rechtes Bein musste oberhalb des Knies amputiert werden. Seit der Operation kümmern wir uns um Malak und konnten ihr sogar schon eine Prothese anpassen.

Ein Mädchen mit Beinprothese sitzt mit einer Frau auf dem Boden. Beide spielen mit Handpuppen.

Im Rehazentrum begleitet auch HI-Psychologin Maha Saleh die kleine Malak und unterstützt sie dabei, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. | © K. Nateel / HI

Nachdem Malak die Prothese bekommen hatte, erhält sie nun Physiotherapie und psychologische Unterstützung. Mit viel Geduld, Mut und der feinfühligen Hilfe unseres Teams lernt sie, Schritt für Schritt wieder zu gehen und ihren Alltag selbstständig zu bewältigen. Die Kleine lebt heute bei ihrem Onkel und ihrer Tante.

Die Neunjährige sitzt neben ihrem Onkel und betrachtet Fotos ihrer Familie. Erinnerungen an ein Leben, das durch einen einzigen Angriff im Mai brutal verändert wurde.

„Die Bombardierung und der Verlust ihrer Eltern haben Malak schwer traumatisiert. Sie wurde ängstlich und traurig. Wenn sie andere Kinder spielen sah, wurde sie stets daran erinnert, dass ihr Bein amputiert war“ erzählt ihr Onkel. „Als wir aus dem Norden in den Süden flohen, war unser Zelt genau in der Nähe des Zentrums von Handicap International. Dort bekommt Malak jetzt die Unterstützung, die sie braucht.“

Erste Schritte mit einer neuen Prothese

Im Juli kam Malak ins Prothesen- und Orthopädiezentrum von HI in Zawaida. Dort begann sie mit Physiotherapie, um ihre Muskeln zu stärken. Vor wenigen Wochen erhielt sie ihre erste Prothese und lernt jetzt damit zu laufen.

„Alle haben versucht – und versuchen immer noch – Malak auf jede erdenkliche Weise glücklich zu machen. Sie kennt die Namen des gesamten Teams – ob Prothesenspezialistin, Physiotherapeut, Psychologin oder Empfangskraft. Wir sind neue Freunde für sie geworden,“ berichtet Heba, Orthopädietechnikerin bei HI.

Hilfe erreicht die Menschen – selbst im Krieg 

Die Arbeit der HI-Mitarbeitenden findet unter extremen Bedingungen statt.

„Prothesen werden mit minimalen Mitteln und unter gefährlichen Bedingungen hergestellt,“ sagt Heba. „Manche Materialien stecken monatelang an den Grenzen fest. Wir brauchen dringend freien humanitären Zugang und Unterstützung der Rehabilitationsdienste – besonders für Kinder und Menschen mit Behinderung.“

Trotz aller Hindernisse geben die Helferinnen und Helfer nicht auf. Dass Malak heute wieder ihre ersten Schritte macht, zeigt: Hilfe erreicht die Menschen - selbst im Krieg.

 

19 September 2025
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Äthiopien: Und plötzlich explodierte ein Sprengkörper
© Halefom Bale / HI
Minen und andere Waffen Rehabilitation und Orthopädie

Äthiopien: Und plötzlich explodierte ein Sprengkörper

Mehari Amare Tadele ist 36 Jahre alt, Vater von vier Kindern und hat eine Metallwerkstatt. Beim Sortieren von Teilen explodierte plötzlich ein Sprengkörper. Mehari verlor sein linkes Auge, eine Hand und seinen Job, die einzige Einkommensquelle. Doch unsere Teams in der Region Tigray unterstützten den jungen Familienvater medizinisch und psychologisch und halfen beim Wiederaufbau seines Geschäfts.

Verheerendes Erdbeben in Afghanistan
© HI
Nothilfe

Verheerendes Erdbeben in Afghanistan

Am Sonntag erschütterte ein starkes Erdbeben der Stärke 6,0 den Osten Afghanistans. Tausende Menschen haben ihr Leben verloren oder wurden verletzt, ganze Dörfer sind zerstört. Handicap International (HI) ist in der Katastrophenregion und macht sich ein Bild der Schäden. Wir ermitteln, was besonders dringend benötigt wird und bereiten den Einsatz der Nothilfe-Teams vor.

Ukraine: „Streumunition ist etwas Grauenvolles“
© C. Wright / ICBL-CMC / HI
Minen und andere Waffen

Ukraine: „Streumunition ist etwas Grauenvolles“

Herr Volodymyr (59) aus Charkiw wurde bei einem russischen Angriff mit Streumunition schwer verletzt. Im Krankenhaus entfernten Ärzte ihm über ein Dutzend Splitter ohne Betäubung. Bis heute lebt er mit den Folgen der Explosion und der Angst, sein Bein könnte amputiert werden. Streumunition hinterlässt nicht nur sofortige Zerstörung – ihre grausamen Folgen begleiten die Betroffenen ein Leben lang.