Gaza: Prothesen für Geschwister Mena und Fayez
Bei einem Bombenangriff wurden Fayez (24) und seine kleine Schwester Mena (12) schwer verletzt. Beide haben ein Bein verloren. Nun stehen sie Seite an Seite im Rehazentrum von Handicap International (HI) im Gazastreifen und lernen mit ihren neuen Prothesen zu laufen - trotz aller Schmerzen und trotz aller Verzweiflung: Schritt für Schritt in ein neues Leben.
Gemeinsam lernen Mena und Fayez wieder zu laufen. Bei einem Raketenangriff verloren sie jeweils ein Bein. Jetzt machen sie im Rehazentrum von Handicap International ihre ersten Schritte mit Prothesen. | © Khalil Nateel
Fayez hält die kleine Hand seiner Schwester ganz fest. Neben ihm macht Mena ihre ersten Schritte – zögerlich, aber entschlossen. Zum ersten Mal trägt sie ihre neue Prothese. Auch Fayez hat von unserem Team eine Prothese angepasst bekommen.
„Unsere Beziehung ist nach dem Unfall noch stärker geworden. Wir haben gelernt, uns aufeinander zu verlassen. Als wir zum ersten Mal mit unseren Prothesen liefen, spürte ich, dass wir wirklich in ein neues Leben starten. HI hat uns dabei geholfen, wieder auf die Beine zu kommen: körperlich wie emotional“, erzählt Fayez.
Vor dem Krieg
Vor dem Krieg lebte die Familie im Viertel Al-Zaytoun im Osten des Gazastreifens. Fayez half seinem Vater im Laden, und Mena ging zur Schule.
„Wir lebten einfach, aber glücklich“, erinnert sich Fayez. „Wir waren zusammen und das war alles, was zählte.“
Doch dann kamen die Bomben und Raketen. Die Familie musste fliehen, suchte Schutz in einem Camp - bis eine Rakete einschlug. In dem Augenblick veränderte sich alles. Beide Geschwister sowie eine weitere Schwester wurden schwer verletzt. Mena und Fayez wurde ein Bein amputiert.
Erste Schritte mit neuer Prothese
Nach ihren Operationen kamen die Geschwister ins Rehazentrum von Handicap International. Hier erhielten sie ihre ersten Prothesen und begannen, das Gehen neu zu lernen.
„Mena trägt eine temporäre Unterschenkelprothese, die wir für sie angepasst haben”, erklärt Abder Banoune, Reha-Spezialist bei HI. „Es war ihr erster Tag. Sie war angespannt und lehnte sich leicht nach vorn, aber ihre Haltung war gut. Ich habe sie nur leicht mit den Händen geführt, wie man ein Kind am Fahrrad hält, bis es das Gleichgewicht findet.“
"Neben meinen Freundinnen laufen"
Als Mena ihre Prothese bekam, hatte sie nur einen Wunsch: ganz viel üben, um bald wieder mit ihren Freundinnen spielen zu können.
„Mit ihnen herumzulaufen, lässt mich lebendig fühlen“, sagt sie mit leuchtenden Augen.
Noch ist ihr Weg lang. Doch sie übt weiter, Schritt für Schritt, Hand in Hand mit ihrem großen Bruder.