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Mehr Chancen für große Träume

Inklusion Rechte von Menschen mit Behinderung Rehabilitation und Orthopädie
Demokratische Republik Kongo

Für Trésor aus der Demokratischen Republik Kongo hat sich das Leben vor drei Jahren schlagartig verändert: Er wurde in ein inklusives Bildungsprojekt aufgenommen und bekam eine Orthese und Krücken. Seitdem kann der Zwölfjährige viel besser laufen, geht in die Schule und ist ein fleißiger Schüler geworden. Als kleiner Junge hatte er Kinderlähmung, konnte plötzlich sein linkes Bein nicht mehr bewegen und nicht mehr mit den Geschwistern und Nachbarkindern herumtollen. Bis der große Bruder die inklusive Schule entdeckte und sich das Team von HI Trésor annahm.

Trésor und der Direktor des Reha-Projekts Sebastien Kasongo

Trésor und der Direktor des Reha-Projekts Sebastien Kasongo | © Thomas Freteur / HI

Trésor lebt in einem ärmlichen Viertel der Stadt Kinshasa. Er hat sechs Brüder und zwei Schwestern. Seine Eltern haben Mühe, für ihre Kinder zu sorgen. Nur seine Mutter hat ein kleines Einkommen: Sie verkauft Kekse am Straßenrand. Die Familie steht sich sehr nahe. Nsumbu-Mateka, Trésors 27 Jahre alter Bruder, ist eine der wichtigsten Personen in seinem Leben.

Der Tag, an dem Trésor erkrankte

„Ich erinnere mich noch gut daran, wie mein kleiner Bruder an Polio erkrankte. Er hatte sehr hohes Fieber. Unsere Eltern brachten ihn auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus. Bald wurde uns gesagt, dass Trésor sein linkes Bein nicht mehr benutzen kann. Es war schrecklich. Er konnte nicht mehr spielen oder laufen wie früher. Unsere Eltern waren sehr traurig, doch sie konnten nichts tun", erinnert sich Nsumbu-Mateka.

Wie sich Trésors Leben zum Besseren wendete

Nsumbu-Mateka war verzweifelt, weil sein Bruder vom Alltag der anderen Kinder ausgeschlossen wurde. Dann erfuhr er von einer Schule in der Nachbarschaft, die Kinder mit Behinderung aufnahm. Er besprach sein Vorhaben mit der Familie und kurze Zeit später konnte Trésor endlich die inklusive Schule besuchen. Damals war er neun Jahre alt.

„Es gibt viele Leute wie meinen Bruder hier in der Gegend, aber leider verlassen die meisten nie ihr Zuhause. Die Kinder gehen nicht zur Schule. Viele können sich nicht bewegen und in gewisser Weise sind sie von der Gemeinschaft ausgeschlossen“, erzählt Nsumbu-Mateka.

Das HI-Team in der Schule

Trésor lernte das Team von Handicap International an seiner Schule kennen. HI betreut dort ein Projekt zur Förderung der Einschulung von Kindern mit Behinderung. Sie schulen die Lehrer zum Thema Inklusion und sorgen für barrierefreie Schulen. Dazu werden zum Beispiel Rampen eingebaut und die Toiletten und andere Räume werden den Bedürfnissen von Schüler*innen mit Behinderung angepasst. HI bietet außerdem individuelle Unterstützung für einzelne Schüler*innen und stellt bei Bedarf spezielle Ausrüstung und Reha-Maßnahmen zur Verfügung.

Eine neue Orthese

Früher konnte sich Trésor nur wenige Meter von seinem Haus entfernen. In seiner Gegend gibt es keine befestigten Straßen und in der Regenzeit werden die Wege oft durch Schlammlawinen blockiert.

Mit der Unterstützung von HI konnten Trésor im örtlichen Orthopädie-Zentrum ein Paar Krücken, eine Orthese und maßgefertigte Schuhe angepasst werden. Über seine Orthese freut er sich besonders. Er nennt sie „Device“ oder „Libende“, was in seiner Sprache Lingala „Stück Eisen“ bedeutet. Da Trésor noch wächst, bekommt er etwa zwei Mal im Jahr eine neue Orthese.

Traumberuf Arzt

Obwohl sein 45-minütiger Schulweg über kaputte Straßen mit den Krücken anstrengend ist, geht Trésor gerne zur Schule. Er lernt viel und seine Schulfreunde bewundern ihn für seinen Ehrgeiz. Seine Lieblingsfächer sind Mathematik und Französisch. Er hofft, eines Tages Arzt zu werden, um anderen Menschen helfen zu können.  

8 Dezember 2020
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