12 Jahre Krieg: HI unterstützt weiterhin syrische Flüchtlinge
Mariam gehört zu den Millionen von Syrer*innen, die als Opfer des Krieges aus ihrem Land geflohen sind und in Jordanien oder im Libanon Zuflucht gesucht haben. HI ist seit zehn Jahren an ihrer Seite.
Mariam mit ihren Eltern | © N. Majali / HI
Mariam ist 20 Jahre alt. Sie lebt in einem Haus in Irbid, Jordanien, mit ihren Eltern und ihren Geschwistern.
Flucht aus Syrien vor 10 Jahren
Mariam und ihre Familie kamen vor zehn Jahren nach Jordanien. Bei einem Bombenanschlag verlor Mariam ihr linkes Bein, ihr rechtes Bein war schwer verletzt. Ihre Mutter verlor ein Auge und musste operiert werden.
Einige Monate nach der Tragödie flohen sie nachts aus Syrien. Mariam benutze ihre Krücken, wo es ging, aber wenn das Gelände zu schwierig war, trug ihr Vater sie.
Der Bombenangriff
Mariam erinnert sich lebhaft an den Tag des Bombenangriffs. Es war im Jahr 2012. Sie war erst 9 Jahre alt.
Sie spielte mit anderen Kindern auf der Straße vor dem Geschäft ihres Großvaters. Ihre Mutter war drinnen und der Rest der Familie bei Freunden zu Hause.
Plötzlich flogen zwei Flugzeuge über sie hinweg. Alle gerieten in Panik und rannten in Deckung. Mariam lief in den Laden und versteckte sich unter der Theke.
Doch eine Rakete durchschlug die Betonwand des Ladens. Die Trümmer der Explosion trafen ihre Mutter im Gesicht. Sie verlor ihr rechtes Auge und erlitt eine Schädelfraktur. Mariams linkes Bein wurde bei der Explosion abgerissen und ihr rechtes wurde schwer verletzt. Eine zweite Rakete landete buchstäblich auf ihr, explodierte aber zum Glück nicht. Ihre Großmutter wurde bei dem Angriff getötet.
Menschen eilten herbei, um die Verwundeten zu retten. Sie wurde in ein Krankenhaus in der nächsten Stadt gefahren. In dem Chaos und der Panik wurde sie vom Rest ihrer Familie getrennt.
"Während der ganzen Fahrt sagten mir die Leute im Auto immer wieder, ich solle wach bleiben und nicht einschlafen. Im Krankenhaus wurde ich dann ohnmächtig."
Als sie im Krankenhaus ankamen, ließen die Autofahrer sie am Eingang auf dem Bürgersteig zurück und fuhren davon. Als Mariam am nächsten Tag aufwachte, war ein Fremder in ihrem Zimmer. Es war der Besitzer eines Süßwarenladens gegenüber dem Krankenhaus, der sie hineingetragen hatte, als das Auto weggefahren war.
Sie nannte ihm den Namen ihrer Mutter und gab ihm die Telefonnummer ihres Onkels - die einzige, die sie kannte. So konnte er ihre Familie ausfindig machen.
Die Amputation wurde schlecht durchgeführt. Nach einem Monat wurde sie entlassen.
Einige Monate später floh die ganze Familie aus Syrien nach Jordanien, wo ihre Amputation korrigiert wurde. Als sie 10 Jahre alt war, erhielt sie ihre erste Prothese von HI sowie Rehabilitationsmaßnahmen.
"Ich hatte eine sehr enge Beziehung zu den Mitarbeitenden von HI. Damals war ich ein verspieltes Kind. Mit jeder neuen Prothese, die ich seit meiner Kindheit erhalten habe, fühle ich mich wie neu geboren." Mariam hat immer noch einen Nervenschaden im rechten Fuß, aber sie kann mit ihrer Beinprothese laufen.
Nähen als Hobby
"Wir alle haben Heimweh, aber an eine Rückkehr nach Syrien ist nicht zu denken. Ich liebe es zu Nähen. Es hilft mir, meine negative Energie loszuwerden. Ich verbringe meine Zeit damit, mir Tutorials auf YouTube anzusehen, um meine Fähigkeiten zu verbessern."
Vor kurzem hat HI ihr eine Berufsausbildung ermöglicht. Sie nahm an einem viermonatigen Nähkurs in Irbid teil und erhielt anschließend eine Nähmaschine von HI.
"Wenn ich älter bin, möchte ich mein eigenes Nähgeschäft gründen.“