Syrien: Heimkehr zwischen Trümmern und tödlicher Gefahr
Das Haus hat keine Fenster, keine Türen und kein Dach mehr. Zwischen Schutt und verbrannten Balken liegen Überreste eines Familienlebens: ein Kochtopf, ein Schulheft, ein Stück Stoff. So wie hier sieht es in vielen Dörfern Syriens aus: Orte, an die Familien nach Jahren der Flucht zurückkehren. Doch was sie dort erwartet, ist gefährlich: Überall liegen Blindgänger und Landminen.
An der Hauswand sind noch die Einschlagslöcher zu sehen: Qais Al Hmeidi sitzt mit seinen drei Kindern vor dem, was von ihrem Zuhause geblieben ist. | © N. Bimbashi / HI
Yahya aus Syrien: „Wir leben in Ruinen“
Fünf Jahre lang lebte der Familienvater Yahya mit seiner Familie im Areesh-Camp in Hassakeh. Im August kehrte er in sein Heimatdorf bei Deir ez-Zor im Osten Syriens zurück.
„Das Leben im Camp war hart, aber wenigstens war es sicher. Zuhause leben wir jetzt jeden Tag mit der Angst.“
Rund um sein Dorf liegen Kriegsreste der vergangenen Jahre. Schon wenige Tage nach seiner Rückkehr fand Yahya einen Blindgänger, eine nicht explodierte Streumunition.
„Ich wusste, wie gefährlich er ist. Seitdem lasse ich meine Kinder nicht mehr allein hinaus.“
Mit Steinen und Holzresten hat die Familie begonnen ihr zerstörtes Haus notdürftig wieder aufzubauen. „Wir schlafen quasi im Freien: ohne Türen, ohne Wasser, ohne Strom. Es gibt keine Schulen, keine Ärzte.“
Qais: „Wir sind zurück, aber unsere Felder sind voller Minen“
Auch Qais Al Hmeidi (44) ist zurückgekehrt. Der Vater von drei Kindern wurde seit Beginn des Krieges bereits viermal vertrieben. Jetzt lebt er wieder in seinem Dorf in der Nähe von Rakka. In einem Haus ohne Fenster, ohne Türen, ohne Sicherheit.
„Zuerst kam ich allein zurück, um zu sehen, ob unser Haus noch steht. Als ich sah, dass zumindest noch die Mauern da sind, holte ich meine Familie. Wir bauen es langsam wieder auf.“
Immer wieder hört Qais von Unfällen mit Landminen:
„Meine Nichte ist beim Hüten der Schafe auf eine Mine getreten und hat dabei ihr Bein verloren.“
Wenn Heimkehr lebensgefährlich ist: HI klärt auf
Unzählige Menschen in Syrien kehren in zerstörte Dörfer zurück, in denen es von Blindgängern wimmelt, es weder Wasser noch Strom oder medizinische Versorgung gibt. Syrien zählt noch immer zu den am stärksten kontaminierten Ländern der Welt. Felder bleiben unbestellt, Kinder spielen in Ruinen - die Gefahr ist überall präsent.
Die Teams von Handicap International klären Familien über die Gefahren auf und zeigen ihnen, wie sie explosive Überreste erkennen und sich schützen können. Zudem räumen wir Minen und Blindgänger, damit Wege, Felder und Dörfer wieder sicher werden.