Tätigkeitsfelder von Handicap International
Erfolg gegen Ebola | © J-B. Richardier / Handicap International
Verletze versorgen
In den Gouvernements Amman, Irbid, Ajloun, Jerash und Mafraq (Jordanien) sowie in Tripolis (Libanon) unterstützt Handicap International rund zehn Krankenhäuser, Kliniken und spezialisierte Gesundheitszentren, die sich um die Verwundeten kümmern, mit der Bereitstellung von:
- Ausstattungen für Gesundheitszentren für Physiotherapie (parallele Balken, Treppen etc.)
- Post-operative physische Rehabilitation für Patienten
- Spezielle orthopädische Materialien und Anpassung von Prothesen und Orthesen
- Mobilitätshilfen (Rollstühle, Rollatoren usw.) und Spezialausrüstungen (Anti-Dekubitus-Matratzen, Toilettenstühle usw.)
Diese Dienstleistungen sind notwendig für:
- Patienten, die ganz oder teilweise bewegungsunfähig sind und ein Übungsprogramm zur Vermeidung dauerhafter Behinderungen absolvieren müssen;
- Patienten, die einen Teil ihrer Mobilität dauerhaft verloren haben und denen Rehabilitationsmaßnahmen helfen können, medizinische Komplikation zu vermeiden, ihren Komfort zu verbessern und oft sogar ihre Mobilität bis zu einem gewissen Grad wiederzuerlangen.
Handicap International ergänzt die Aktivitäten mit Fortbildungsmaßnahmen für das Personal, das die Verwundeten versorgt, damit es die grundlegenden Rehabilitationsübungen sicher beherrscht. Die wird vor allem in Dohuk (irakisches Kurdistan) durchgeführt, wo Schulungen für Physiotherapeuten abgehalten wurden, die in einem Zentrum für behinderte Kinder arbeiten. Auch die Familien der Verwundeten werden geschult, um sie in der Hilfe für ihre Angehörigen zu unterstützen. Dies ist unerlässlich für Flüchtlingsfamilien, die oft dazu gezwungen sind, an neue Orte zu ziehen.
Seit kurzem stellt die Organisation ihrem paramedizinischen Personal einen Fernlehrgang zum Thema Kriegsverletzungen zur Verfügung – denn diese erfordern eine sehr spezifische Behandlung. Mithilfe einer Reihe von Videos können die Physiotherapeuten die Behandlungen erlernen, die nötig sind, um der Entstehung von dauerhaften Beeinträchtigungen vorzubeugen.
Den Bedarf der Schutzbedürftigsten ermitteln
Die Organisation hat mobile und feste „Anlaufstellen bei Behinderung und Schutzbedürftigkeit“ in den vier Ländern, in denen sie tätig ist, eingerichtet, um den Opfern der Syrienkrise zur Hilfe zu kommen.
Mit den mehr als 190 Mitarbeitenden vor Ort arbeitet sich Handicap International täglich durch die Lager und die Aufnahmegemeinschaften (vor allem in städtischen Gebieten, da die Mehrzahl der Flüchtlinge nicht in Lagern wohnen), um die Schutzbedürftigsten unter ihnen zu ermitteln, vor allem Menschen mit Behinderung. So können ihre Bedürfnisse festgestellt werden (in Bezug auf Wohnen, Gesundheit, Ernährung, etc.) und ihr Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Infrastrukturen verbessert werden. Für die Bedürfnisse, die die Organisation nicht abdecken kann, wendet sie sich an andere Organisationen, jedoch nicht ohne die Nachsorge sicherzustellen. Diese Hilfe für die besonders Schutzbedürftigen umfasst vor allem die einfache Versorgung oberflächlicher Wunden, Rehabilitationstraining, die Versorgung mit orthopädischen Hilfsmitteln (Prothesen und Orthesen) und Mobilitätshilfen sowie Spezialausrüstungen (wie Rollstühlen, Rollatoren, Krücken, Anti-Dekubitus-Matratzen usw.).
Handicap International ist im Norden und Osten des Libanon tätig (Tripolis und Umgebung, Bezirk Akkar und Bekaa-Ebene), in Jordanien in den Gouvernements Amman, Ajlun, Jerash, Irbid, Zarq (hier befindet sich das Lager Azraq) und Mafraq (hier befindet sich das Lager Zaatari), in den Gouvernements Dohuk, Erbil und Sulaymaniyah (Region Kurdistan im Irak) sowie auf syrischem Staatsgebiet.
In Dohuk und Erbil transportieren die Teams ebenso Menschen mit chronischen Krankheiten oder mit Bedarf an Physiotherapie in die Gesundheitszentren und Krankenhäuser.
Verstärkte Präsenz in den Gemeinden
Um die Präsenz in den Gemeinden (Stadtvierteln und Umsiedlungsgebiete für Flüchtlinge) zu verstärken, in denen sich über 80 % der Bedürftigen konzentrieren (Jordanien) , hat Handicap International zahlreiche Partnerschaften mit lokalen auf Gesundheitsversorgung spezialisierten Organisationen und Sozialeinrichtungen geschlossen. In Jordanien (Amman, Irbid, Mafraq) werden Rehabilitationseinrichtungen in Kliniken und Gemeindezentren mit Rehabilitationsgeräten ausgestattet und reguläre Kliniken unterstützt. Im Libanon werden in den nächsten Wochen fünf neue Rehabilitationszentren innerhalb der bestehenden Gesundheitseinrichtungen eingerichtet werden, vor allem bei Tripolis und in der Bekaa-Ebene. Im Irak arbeitet Handicap International in Partnerschaft mit öffentlichen Gesundheitseinrichtungen zusammen, um die Flüchtlinge und Vertriebenen an spezifische Zentren überweisen zu können.
Menschen auf dem Weg zurück ins Leben begleiten
Zusätzlich zur Bereitstellung von Rehabilitationsleistungen hat Handicap International die Programme zur psychosozialen Betreuung der irakischen Flüchtlinge verstärkt. Durch individuelle Begleitung oder in Gesprächskreisen dient diese Betreuung dazu, den Menschen zu helfen, ihre Kommunikationsfähigkeit wiederherzustellen und ihre Verbindung zur Außenwelt zurückzugewinnen.Falls nötig sorgen die Sozialarbeiter auch für eine Überweisung der Patienten an Spezialeinrichtungen.
Auf die Alltagsbedürfnisse der Familien eingehen
Syrien: Den vertriebenen und den ortsansässigen Familien helfen
In Syrien unterstützt die Organisation schutzbedürftige und vertriebene Familien durch die Verteilung von Nahrungsmittelpaketen und Hygiene-Sets. Seit Beginn des Einsatzes auf syrischem Gebiet haben davon fast 37.500 Personen profitiert.
Irak: Die Schutzbedürftigen bei der Bewältigung des Winters unterstützen
In Dohuk wurden 3.750 Decken an über 800 vertriebene Familien verteilt. In Sulaymaniyah wurden zwischen November und Dezember über 900 Decken und 490 Heizgeräte an die schutzbedürftigsten Familien verteilt, die in provisorischen Unterkünften leben. Auch in Erbil haben unsere Teams mit der Verteilung von Decken an besonders Schutzbedürftige begonnen.
In Erbil hat Handicap International die Familien identifiziert, die unter der Flüchtlingsbevölkerung in den Lagern besonders durch die Kälte gefährdet sind, um sie mit Decken auszustatten. Diese Aktivität wird in Partnerschaft mit einer weiteren Organisation durchgeführt.
Libanon, Jordanien: Den schutzbedürftigsten Menschen die Rückkehr zur finanziellen Unabhängigkeit erleichtern
Seit Beginn des Winters 2013 hat die Organisation ihre Hilfe für Flüchtlinge im Libanon und in Jordanien verstärkt, indem ihnen monatliche finanzielle Zuwendungen gewährt wurden, mit denen die Familien ihren täglichen Bedarf an Lebensmitteln, Kleidung, Medizin oder Mietzahlungen selbst decken können.
Im Libanon (Bekaa-Ebene und Gebiet um Tripolis): Die Unterstützung zielt hier sowohl auf Flüchtlinge, die beim UNHCR registriert sind als auch auf die nicht registrierten (vor allem, weil sie in ihrer Mobilität eingeschränkt sind und die Registrierungsstellen erreichen können).
Zwischen Dezember 2013 und August 2014 waren mehr als 27.000 Personen (5.740 Familien) Empfänger der Finanzhilfe, mit der sie ihrer unsicheren Situation und den besonderen Anforderungen des Winters begegnen konnten. Die Familien konnten so auch die Kosten für die Unterkunft (Miete, Wasser, Grundausstattung, Hygiene) und die Kosten für einen Ofen und Brennmaterial decken.
Von Dezember 2014 bis Dezember 2015 werden 1.440 weitere syrische Familien finanzielle Unterstützung erhalten, um ihren täglichen Bedarf zu decken.
In Jordanien (Gouvernements Amman, Irbid, Ajlun, Jerash, Mafraq und Zarqa): Hier ist die Hilfe für syrische Flüchtlinge wie auch für Jordanier bestimmt, die besonders schutzbedürftig sind, vor allem ältere Menschen und Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Zwischen Dezember 2013 und Oktober 2014 haben etwas mehr als 16.500 Personen (etwa 3.300 Familien) eine finanzielle Hilfe erhalten, so dass sie die Kosten zur Deckung ihrer Grundbedürfnisse, wie für Wohnung, Wasser, Kleidung, Nahrung und Hygieneartikel, tragen konnten.
Zwischen Dezember 2014 und März 2015 werden 600 syrische Familien, die als extrem schutzbedürftig gelten, weitere finanzielle Unterstützung erhalten, um ihren täglichen Bedarf zu decken.
Syrien und Irak: Sensibilisierung für die Gefahren von Minen und explosiven Kriegsresten
Tagtäglich kümmern sich unsere Teams um neue Opfer von Verletzungen durch Feuerwaffen oder Explosionen. Die Zahl der Waffen und explosiven Kriegsreste steigt in Syrien und im Irak von Tag zu Tag. Diese explosiven Kriegsreste bleiben auch noch lange nach dem Ende des Konflikts vorhanden und gefährlich. Die Expertise von Handicap International in der Entschärfung von Minen und explosiven Kriegsresten und in der Opferhilfe hat uns dazu veranlasst, seit Oktober 2013 in Syrien und seit 2014 im Irak Präventionsaktivitäten zu organisieren.
Die Aufklärungsteams treffen die Flüchtlinge und Vertriebenen in den Lagern und in den städtischen Gebieten. Sie informieren über die Gefahren, die von den verbliebenen explosiven Kriegsresten ausgehen, die sich auf den Straßen oder in den Häusern befinden. Das ist vor allem wichtig für Kinder, die aufgrund ihrer Neugier besonders gefährdet sind. Durch diese Sensibilisierung lernen Familien und insbesondere Kinder, wie sie gefährliche Objekte identifizieren und Abstand davon halten. In Syrien haben bereits mehr als 71.500 Menschen an den Sensibilisierungsaktionen teilgenommen.
Die Aufnahmeeinrichtungen zugänglich machen
Handicap International arbeitet eng mit lokalen und internationalen Hilfsorganisationen zusammen, um sicherzustellen, dass alle für Flüchtlinge angebotenen Hilfeleistungen auch für Menschen mit Behinderung, vor allem für diejenigen mit eingeschränkter Mobilität, erreichbar sind.
Wichtige Einrichtungen und Ausstattungen werden regelmäßig evaluiert (Wasserstellen, Sanitäranlagen, Registrierungsstellen etc.), vor allem in den Flüchtlingslagern. Handicap International kann ebenso technische Empfehlungen aussprechen, Materialien zur Verfügung stellen (Rampen, Trittbretter) und das betreffende Personal entsprechend ausbilden oder sich direkt um die Anpassung der Einrichtungen kümmern (Anpassung von Toilettenanlagen etc.).